Krisen sind schlimm, für diejenigen, die direkt betroffen sind, gilt das ganz besonders. Aber Krisen bergen auch die Chance, im Nachgang etwas Positives hervorzubringen. Eigentlich hätte die Corona-Pandemie als Krise bereits ausreichen müssen, unser Handeln und Wirtschaften neu zu denken.
Wollen wir wirklich so stark in die Natur eingreifen, dass wir deren Gleichgewicht gefährden? Der Einsatz von Insektiziden, das Betreiben von Monokulturen, zunehmende Abholzung des Regenwaldes, erheblicher CO2-Ausstoß in Industrie und Verkehr sowie die dadurch hervorgerufene Klimaerwärmung, sind zu große Eingriffe in unser Ökosystem. Mit dem Ergebnis, dass es sich wohlmöglich nicht mehr erholen kann.
Der Krieg in der Ukraine hat uns nochmal deutlich gemacht, dass wir überdenken sollten, mit wem wir Handelsbeziehungen pflegen und unter welchen Bedingungen für uns und andere. Das Lieferkettengesetz geht in Ansätzen darauf ein, dass wir auch Verantwortung für die Beschäftigten unserer Zulieferer übernehmen sollten. Jetzt durch den Angriffskrieg durch Russland sehen wir, dass es auch nicht beliebig ist, unter welcher Staatsform Unternehmen, mit denen wir handeln, agieren. Mit autokratischen Staaten sowie mit Staaten, die die Menschenrechte nicht achten, sollten wir uns zumindest nicht in eine Abhängigkeit begeben. Ja, das hätten wir schon vor dem Krieg wissen können. Aber spätestens jetzt, müssen wir uns fragen, ob wir Wirtschaftswachstum und eigenen Wohlstand über alles stellen wollen?
Natürlich ist es wichtig im eigenen Land und in Europa für gesellschaftliche Stabilität zu sorgen, Arbeitsplätze zu erhalten oder neue zu schaffen. Das wird uns auch sicher gelingen, mit den richtigen Zielen: z.B. Menschen schützen (Bürger, Konsumenten, eigene Mitarbeiter sowie Mitarbeiter der Zulieferer), Umwelt und Ressourcen schonen, Freiheit und Demokratie für uns erhalten und für andere schaffen.
Innovationen sind nötig, um die Energiewende herbeizuführen, Klimaschutz zu betreiben, Verkehr sowie Landwirtschaft neu zu denken. In vielen dieser Bereiche wird es Wachstum geben, in anderen Bereichen hingegen nicht. Dabei geht es wie fast immer um Veränderungsbereitschaft und um die Kunst, Altes loszulassen sowie in der Folge Neuem Raum zu geben. Und das gelingt am besten in tiefen Krisen. Also nutzen wir die Chance dieser Welle von Krisen (Klimakrise, Corona-Pandemie, ein Aggressor, der in Europa Krieg führt, Gefährdung unserer Sicherheit sowie Integration vieler Geflüchteter) um zu Neuem aufzubrechen.
Fazit: Was wir brauchen ist eine Abkehr von dem Narrativ „Wachstum über alles“ hinzu neuen Werten wie Demokratie, Schutz für Mensch und Umwelt, faire (Handels-) Beziehungen, weniger Leistung dafür mehr Sinn. Welchem Sinn beziehungsweise welchem Narrativ folgt Dein Unternehmen?
Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren