Eigentlich wollte ich heute in Anknüpfung an meinen letzten Newsletter zum Thema Innovation über Messkriterien zu Innovationsaktivitäten berichten, aber das Thema ist mir irgendwie zu wenig ‚sommerlich‘. Stattdessen bin ich im Urlaub und bei meiner Rückkehr auf die Themen Zuversicht und Mut gestoßen. Diese Begriffe sind in meiner entspannten Sommerstimmung sofort mit mir in Resonanz gegangen. Drei Sätze zum Nachdenken:
Zuversicht bedeutet, Vertrauen zu haben, dass etwas gelingen kann.
„Vertrauen heißt, seine Ängste nicht mehr zu fürchten.“ (Zitat von Ernst Ferstl, österreichischer Schriftsteller)
Mut heißt nicht, keine Angst zu haben, sondern sich nicht von ihr lähmen zu lassen.
Man sieht hier, dass die Begriffe: Zuversicht, Vertrauen, Mut und Angst ganz eng verknüpft sind und somit meistens gebündelt daherkommen. Und sie begegnen uns in allen Lebenslagen und allen Altersstufen: als Kinder, als Eltern, als Freunde, als Berufstätige, als Firmenlenker,...
Tatsächlich ist unsere Grundhaltung, ob wir zuversichtlich oder ängstlich sind, in unseren Genen und durch unsere kindliche Prägung angelegt. Jetzt könnte man sich zurücklehnen und sagen: Ich bin so wie ich bin und daran kann ich eh nichts mehr ändern - auch wenn ich eher pessimistisch veranlagt bin. Aber so bequem ist es nicht, denn wir können unser Gehirn ein Leben lang verändern. Man nennt das Neuroplastizität. Nervenzellen können sich verändern und ganz neue Netzwerke bilden. Somit können wir durch die Tatsache, wie wir denken und was wir denken, diese Veränderung selbst provozieren. Psychologe Donald O. Hepp gilt als der Entdecker der synaptischen Plastizität. Spätere Forschungen gaben immer mehr Aufschluss über die plastische Formbarkeit des Gehirns, selbst weit in das Erwachsenenalter hinein.
Wenn wir es also schaffen zuversichtlich zu sein und es uns dadurch gelingt, uns nicht von unserer Angst lähmen zu lassen, kommen wir zum Thema Mut. Die Definition von den Psychologen Shane J. Lopez und Cynthia L.S. Pury lautet:
„Mut ist das Handeln in Richtung eines moralisch lohnenden Ziels, trotz Risiko, Angst und Unsicherheit.“
- Whistleblower zum Beispiel haben das Risiko, von Ihrem Arbeitgeber oder Vorgesetzten diskriminiert zu werden, doch sie verfolgen das höhere Ziel, Missstände im Unternehmen zu beheben, bevor es rechtliche oder rufschädigende Auswirkungen für das Unternehmen hat. Forscher rund um Jonas Heese (Faktultätsmitglied an der Harvard Business School) haben belegt, dass Unternehmen viel Nutzen haben, wenn sie für gut ausgebaute Meldeprozesse bezüglich interne Missstände sorgen.
- Gründer wie Florian Gschwandtner von Runtastic (Fitnessapp) geben einen gut dotierten Job auf, um ohne Netz und doppelten Boden ihre Geschäftsidee zu verfolgen. Gschwandtner erzählt, dass in der Gründungszeit sein Auto einen Motorschaden hatte. Da ihm das Geld für ein Neues fehlte, stieg er auf das Fahrrad um. Als er bei -10 Grad und Schnee stürzte, zweifelte er mal kurz an seiner Entscheidung, die Komfort-Zone der Festanstellung - Firmenwagen inklusive - verlassen zu haben. Zurück bei seiner Arbeit, das Unternehmen Runtastic aufzubauen, waren die Zweifel aber schnell wieder verfolgen.
- Menschen, die Stellung beziehen wie Greta Thunberg, beeindrucken mich zutiefst - genauso wie ihre Eltern, die sie dabei unterstützen. Sie hat Mut bewiesen, einen ungewöhnlichen Weg zu gehen. Sie hält Anfeindungen aus, weil sie ganz von ihrem moralisch lohnenden Ziel angetrieben ist. Im Prinzip forderte sie bezüglich der Klimakrise, was wir dann später in der Corona Krise getan haben, nämlich auf die Wissenschaft zu hören.
Das moralisch lohnende Ziel, das Virologe Christian Drosten verfolgt, ist zu informieren und neueste Erkenntnisse der Wissenschaft für die Bürger verständlich zu vermitteln. Auch er ist bei der Verfolgung seines Ziels angegriffen worden, hat sich aber nicht abhalten lassen, weiterhin die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Corona Virus verdaubar für die normalen Bürger zu präsentieren.
Diese Liste an bekannten mutigen Menschen könnte ich noch beliebig erweitern. Aber genauso finde ich es wichtig zu betonen, dass jeder von uns mutig ist: Wer den Schritt geht, seinen aktuellen Job zu wechseln - in etwas Ungewisses zu wechseln, ist mutig. Die Eltern, die ihre Kinder durch schwerste Krisen begleiten, sind mutig. Menschen, die im Freundeskreis oder im Sportverein Diskriminierung nicht durchgehen lassen - indem sie laut und deutlich dagegen halten - sind mutig. Auch diese Aufzählung könnte ich noch ausführlich fortführen.
Mein Fazit: Mut lohnt sich: für einen persönlich und je nachdem wo angewendet auch für das Unternehmen, in dem man angestellt ist, oder sogar für die Gesellschaft. Mit Mut lässt sich Zukunft gestalten!
Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren