Emotionen: wichtig für den unternehmerischen Erfolg?

Das Thema Emotionen ist im Business-Umfeld noch immer nicht salonfähig. Es wird häufig mit Schwäche verknüpft und manchmal auch mit weiblichen Führungskräften oder Mitarbeiterinnen in Verbindung gebracht - oft mit negativem Beigeschmack. Ist es gerechtfertigt, dass das Thema so negativ belegt ist?

In einem Artikel von Dr. Anja Henke (Zeitschrift: Perspektiven - Die Führungskräfte) habe ich eine - wie ich finde – interessante Analogie gefunden: „Emotionen sind wie eine Medaille, sie haben zwei Seiten: die Angst auf der einen Seite und der Enthusiasmus auf der anderen.“ In Krisen oder bei schwierigen Entscheidungen treffen wir in uns immer beides an: Angst verbunden mit einem Risiko (sei es gesundheitlich, finanziell oder bezogen auf unser Umfeld) und Enthusiasmus verknüpft mit der Hoffnung auf eine positivere Zukunft. Beide Seiten der Medaille sind erforderlich, um gute Entscheidungen zu treffen. 

An dieser Stelle stößt man unweigerlich auf den bereits etwas abgegriffenen Begriff der ‚emotionalen Intelligenz‘. Emotionale Intelligenz bedeutet in erster Linie sich selbst und seiner Gefühle bewusst zu sein und bewusst mit ihnen umzugehen. Erst in einem zweiten Schritt kann man sich dann in andere hineinversetzen und sie wenn nötig beim Umgang mit ihren Gefühlen unterstützen. Hier wird klar, dass eine wichtige Aufgabe einer empathischen Führungskraft ist, Mitarbeiter beim Umgang mit ihren Gefühlen zu unterstützen.

Würden wir also unsere eigenen Emotionen verdrängen und aus unserem privaten beziehungsweise geschäftlichen Umfeld verbannen, 

  1. könnten wir keine guten Entscheidungen treffen, da wir sowohl die Risikobetrachtung als auch unseren Enthusiasmus (siehe zwei Seiten der ‚Emotions-Medaille‘) für eine gute Entscheidungsfindung berücksichtigen müssen, und
  2. wären wir nicht empathiefähig und könnten andere bei dem Umgang mit ihren Emotionen nicht unterstützen.

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Hier möchte ich die zwei Seiten der Medaille nochmal ein Stückchen weiter betrachten und wage mal die These, dass wir in Deutschland unserer Angst und unserem Risikodenken mehr Raum geben als unserer Phantasie, welche Chancen in einer Idee, Krise oder Veränderung stecken. In der Corona Krise scheint uns das einen kleinen Vorsprung vor anderen Ländern eingebracht zu haben. Wenn wir uns aber unseren Pioniergeist im Unternehmensumfeld anschauen, dann trauen wir uns radikale Schritte oft nicht zu und verpassen dadurch Chancen. Ein Beispiel dafür ist aus meiner Sicht das deutsche Produkt Smart des Daimler Konzerns. Dieses kleine Auto stand in den Neunzigern für die ‚neue‘ urbane Mobilität und wurde zur Stärkung des europäischen Gedankens im französischen Lothringen nah an der deutschen Grenze über Jahrzehnte gebaut. Dieses hochmoderne Stammwerk in Hambach wird jetzt vom Mutterkonzern Daimler geschlossen. Die Absatzzahlen liegen seit langem unter den Erwartungen und somit unter der Profitabilitätsschwelle. Ein Mitarbeiter resümiert (siehe Artikel ‚Aus der Traum‘ in der Süddeutschen Zeitung): „Hier fehlte die Radikalität, das gesamte mit dem Smart verbundene Mobilitätskonzept umzusetzen und voranzutreiben. Es sollte unter anderem ein Sonderpreis bei Autozügen und ein größerer Leihwagen für Urlaubsfahrten inkludiert sein.“ Nichts dergleichen ging in die Umsetzung. Der Smart blieb einfach nur ein überteuerter Kleinwagen. Auch die Umstellung auf ausschließlich Elektroantriebe wurde viel zu spät durchgesetzt. Hier war das deutsche Risikobewusstsein wohl größer als der Enthusiasmus verknüpft mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.


Egal wo man hinschaut, Emotionen lassen sich aus dem unserem Business-Alltag nicht aussperren - zumindest nicht, wenn wir als Führungskräfte oder Teams erfolgreich sein wollen. Betrachtet man 

  • die von Google erforschte Pyramide von erfolgreichen Teams oder 
  • die Arbeiten zu schöpferischen Besprechungen von dem Quantenphysiker David Bohm bzw. den Thinking Circle von Matthias zur Bonsen oder 
  • die Ausführungen von Peter Burow zu aktuellen Erkenntnissen in der Neurowissenschaft bezüglich erfolgreich agierender Startup Teams, 

sie alle benennen Gefühle, die Mitarbeiter brauchen, um kreativ zu sein und als Team gut arbeiten zu können. Es sind Emotionen wie psychologische Sicherheit, Zugehörigkeit, Ehrlichkeit, Anerkennung, Verbundenheit, Urteilsfreiheit sowie das Streben nach einem höheren Sinn und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die uns erlauben, uns ganz einzubringen. Finden wir die zuvor angeführten Attribute und Gegebenheiten nicht vor, halten wir unsere Ideen zurück, die dringend erforderlich sind, um das Team oder das Unternehmen voranzubringen.

Fazit: Emotionen sollten endlich auch im Business-Kontext salonfähig werden. Forschungen belegen, dass das (Er-)Kennen unserer Gefühle und der unserer Mitmenschen und das Arbeiten mit ihnen unser Miteinander sowie unsere Arbeit und unsere Entscheidungen besser machen.

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


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Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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