Was man beim Brainstorming nicht machen sollte…

Natürlich interessiert uns mehr, was wir machen sollten, um ein effektives Brainstorming zu gestalten. Allerdings schadet es nicht, mal hinzuschauen, wie wir es üblicherweise tun, und was daran schlecht ist.

Wie man es nicht machen sollte…
In meiner guten alten Zeit als Angestellte in einem großen deutschen Konzern gab es immer wieder Meetings, in denen „gebrainstormed“ wurde. Das lief so ab, dass der Einladende das Thema kurz genannt hat, danach zum Flipchart gegangen ist und erst einmal seine Ideen aufgeschrieben hat. Dann hat er in die Runde geschaut und einige andere Beiträge dazugeschrieben, aber bemerkenswerterweise nicht alle. Einige hat er gleich „wegargumentiert“… Was bei diesem Setting nicht wirklich überrascht ist, dass weitere Ideen nur von wenigen Teilnehmer:innen des Meetings eingebracht wurden, nämlich denen, die daran geglaubt haben, dass ihre Ideen es trotz der Zensur des Einladenden bis aufs Flipchart schaffen würden. Natürlich waren die Ideen am Ende nicht vielfältig und es gab auch keine Überraschungen!

Wie es funktioniert…
Echtes Brainstorming (= das Gehirn von vielen stürmen) kann nur funktionieren, wenn alle auf Augenhöhe und gleichberechtigt miteinander interagieren. Die Teilnehmer:innen des Brainstormings müssen sich sicher fühlen, damit ihre Gehirne auch in Richtung der eigentlichen Problemstellung funktionieren können. Dazu braucht es auch Ruhe! 
Deshalb moderiere ich Brainstorming-Sessions auch immer mit Phasen des stillen Brainwritings. Das heißt, alle schreiben einige Minuten lang ihre Ideen auf Post-its. Erst danach werden diese für alle sichtbar an eine Metaplanwand oder ein Flipchart gehängt. Das geschieht in Runden – jede Person im Meeting bekommt ihren eigenen Zeit-Slot, alle anderen hören ihr zu. Kommentare der anderen sind nicht erwünscht, nur echte Verständnisfragen sind erlaubt. Die Zauberformel lautet: „Kritik zurückstellen“. 
Bei Brainstorming geht es um Masse, also Quantität nicht Qualität. Denn die verrückteste Idee einer Person kann eine andere Meetingteilnehmerin inspirieren und bei ihr entsteht eine Idee, die vielleicht gar nicht mehr so verrückt ist.
Nach dem stillen Brainstorming, währenddessen alle Teilnehmer:innen die Möglichkeit hatten, alles aufzuschreiben, was schon in ihnen geschlummert hat, und alle die Ideen der anderen gesehen und gehört haben, macht es Sinn zu schauen, was sich daraus Weiteres ergibt. Wodurch wurden die Teilnehmer:innen inspiriert? Was fällt ihnen jetzt ein, nachdem sie von den Ideen ihrer Kollegen und Kolleginnen stimuliert wurden? Auch hier brauchen die Teilnehmer:innen wieder Ruhe, um zu denken und ihre neuen Ideen aufzuschreiben, bevor alle neuen Impulse wieder für alle sichtbar und hörbar vorgetragen werden. Man nennt das: „Auf den Ideen der anderen aufbauen“.
Diese Runden aus still schreiben und danach alles für alle sichtbar machen, kann man so lange fortsetzen, bis die Gehirne nichts Neues mehr hervorbringen. 
Um vielleicht doch noch weitere Ideen hervorzubringen, helfen ganz oft Restriktionen. Das hört sich erst einmal seltsam an, dass man den Gedankenraum einschränkt und damit mehr Ideen hervorbringen will, doch es funktioniert. Durch die Restriktionen ist man gezwungen, aus seinem Kasten herauszudenken. Wenn man sich z. B. zwingt darüber nachzudenken, wie man als Organisation Geld verdienen kann, ohne für sein Hauptprodukt Geld zu verlangen, kommt man garantiert auf neue Ideen. Restriktionen können aber auch so banal sein, wie es gibt kein Geld für Investitionen, oder die Lösung darf nicht digital sein, oder oder…

Gutes Brainstorming kann gelingen, beachtet man 10 einfache Regeln:

  1. Das zu lösende Problem muss von allen Beteiligten verstanden sein
  2. Die richtigen Leute, die tatsächlich etwas beitragen können - auch wenn es nur eine andere Perspektive ist, müssen anwesend sein
  3. Es gibt einen Moderator oder eine Moderatorin
  4. Die Brainstorming-Session ist wirklich ergebnisoffen
  5. Es gibt Ruhezeiten zum alleine Denken und Schreiben
  6. Alle kommen zu Wort und können ihre Ideen auch gleichberechtigt einbringen
  7. Kritik wird zurückgestellt!
  8. Es gibt Ruhe und Zeit, um auf den Ideen der anderen aufzubauen
  9. Es gibt Runden mit Restriktionen
  10. Es ist am Ende klar, wie die vielen Ideen weiterverarbeitet werden: es muss eine Auswahl stattfinden - am besten durch alle Beteiligten, gefolgt von einem Prototyping und damit verbundenen Nutzertests, die zeigen, ob die Auswahl richtig war oder nicht.


Falls Ihr für Euer Team und Eure nächste Brainstorming-Session eine Moderatorin braucht, unterstütze ich Euch gerne! Natürlich klappt das vorgestellte Format sowohl remote als auch in Präsens!

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


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Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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