Warum Sprache so viel komplizierter ist als wir uns eingestehen...

Natürlich wissen wir, dass Dinge schiefgehen können, wenn wir nicht in unserer Muttersprache kommunizieren. Wenn beispielsweise ein oder zwei Teammitglieder keine Muttersprachler sind, sprechen wir achtsam und versuchen mit sorgsam ausgewählten Worten sicherzustellen, dass auch alle das ‚Gleiche‘ verstanden haben.

Aber geht das überhaupt: ‚Das Gleiche verstehen‘? Meine Antwort dazu ist ein klares NEIN. 

Selbst wenn alle Beteiligten in ihrer Muttersprache kommunizieren, haben Sprecher und Zuhörer ganz sicher unterschiedliche Erfahrungen, Wertesysteme, Prioritäten, Kenntnisse, Interessen und Lebenssituationen. All das beeinflusst, wohin sie ihre Aufmerksamkeit richten und somit was sie senden im Sinne von kommunizieren oder was sie empfangen bzw. hören und verstehen. 

In einer Situation, in der mein Gegenüber mir etwas sagt, nehme ich als Zuhörer wahr, was nach meinem meist unbewussten Filtervorgang bei mir ankommt. Die große Gefahr für Missverständnisse liegt in diesen unbewussten Filtervorgängen! Vor allem in Situationen, in denen wir emotional betroffen sind, wenn zum Beispiel das persönliche Wertesystem berührt oder etwas aus dem persönlichen Erfahrungsschatz getriggert wird, ist die Filterwirkung extrem. Die Folge daraus ist, dass zwischen dem Gesprochenen und dem Gehörten nur noch eine kleine oder fast keine Schnittmenge mehr entstehen kann. 

Tipps, um dieser Kommunikationsfalle zu entkommen, sind einfach aber ungewohnt. Sie sind angelehnt an das Konzept des ‚Aktiven Zuhörens‘ nach Carl Rogers:

1) Zunächst ist es wichtig, sich dieser Filterwirkung, die bei uns allen vorhanden ist, bewusst zu werden. 

2) Außerdem sollte man sicherstellen, dass man neugierig ist, was die andere Person einem sagen möchte. Man kann sich fragen: Höre ich ernsthaft zu oder glaube ich zu wissen, was die andere Person sagen möchte und habe schon auf ‚Durchzug‘ gestellt?

3) Ehrlich zu sich sein: Bin ich konzentriert oder noch mit anderen Gedanken beschäftigt? Denn wie oft ertappen wir uns dabei, vorgegeben zu haben, dass wir im ‚Zuhörmodus‘ sind, und am Ende haben wir doch nichts gehört.

4) Der letzte Tipp ist der am gewöhnungsbedürftigste: als Zuhörer sollte ich mein Gegenüber immer wieder unterbrechen, um zu wiederholen, was ich verstanden habe. Das verlangsamt das Gespräch, somit kann ich besser und aufmerksamer zuhören. Außerdem deckt es Missverständnisse zeitnah auf und der Sprecher kann sofort korrigierend eingreifen. Wie viele Missverständnisse entstehen, bemerkt man erst, wenn man dieses Verfahren des aktiven Zuhörens sehr häufig anwendet. Denn...

  • gedacht ist nicht gesagt
  • gesagt ist nicht gehört
  • gehört ist nicht verstanden
  • verstanden ist nicht einverstanden
  • einverstanden ist nicht getan
  • getan ist nicht dauerhaft umgesetzt

Quelle: Konrad Lorenz

Mein Fazit: Sprache ist kompliziert. Oft ist die Schnittmenge unseres gemeinsamen Verständnisses, wenn wir miteinander kommunizieren, viel kleiner als wir denken. Es lohnt sich also, achtsam zu sprechen und zu hören. Und ein Experiment ist das aktive Zuhören – das Wiederholen des Gehörten in kurzen Intervallen – in jedem Fall wert. Das maximale, was passieren kann, ist, dass die Schnittmenge des gemeinsamen Verständnisses sich erheblich vergrößert.

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


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Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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