Time's up: Wollen wir gemeinsam für eine nachhaltige (Arbeits-) Welt aktiv werden?

Das Thema Nachhaltigkeit liegt mir sehr am Herzen und schon lange trage ich mich mit dem Gedanken, darüber in meinem Newsletter zu schreiben. Aber wie mache ich das, ohne belehrend zu klingen und mit erhobenem Zeigefinger dazustehen? Diese Frage habe ich für mich immer noch nicht beantwortet, vor allem weil ich, wenn ich auf meinen persönlichen Lebensstil schaue, noch verdammt viel Luft nach oben habe...  

Jetzt traue ich mich doch, bestärkt durch die vielen Artikel zum Thema von seriösen überregionalen Zeitungen wie der Süddeutschen bis hin zu unserem lokalen Kirchenblatt. 

Natürlich ist die gesellschaftliche Debatte zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz gerade stark durch die Flutkatastrophe direkt vor unserer Haustür motiviert. Selten (für uns in Europa glücklicherweise) haben sich die Auswirkungen der Klimaerwärmung so direkt vor unserer Tür gezeigt. Jetzt können wir eigentlich nicht mehr wegschauen. Ich schreibe ‚eigentlich‘, da wir so schnell vergessen, vor allem wenn wir nicht direkt und ganz persönlich betroffen waren. Und ich schreibe nochmal eigentlich: eigentlich wissen wir, wie nah und unaufhaltbar die Auswirkungen des Klimawandels schon vor unserer Tür stehen. Wir müssten nur unseren Wissenschaftlern zuhören. In dem Artikel der SZ „Wollt ihr‘s wirklich wissen“ werden die Erkenntnisse und Berechnungen des Wissenschaftlers Luis Samaniego beschrieben. Samaniego ist Hydrologe und befasst sich folglich mit Wasser in der Biosphäre der Erde. Die Flutkatastrophe erklärt er mit der Tatsache, dass eine größere Menge CO2 in der Atmosphäre mehr Wasser aufnehmen kann und somit auch mehr Wasser wieder abgibt – was die Erklärung für die höhere Wahrscheinlichkeit für Starkregen ist. Natürlich sind die Dürren von 2018 und 2019 auch eine Folge des Klimawandels - Samaniego kann das erklären, ich nicht. Was ich aber tun möchte ist: Wissenschaftlern zuhören und vertrauen. 

Meine Hoffnung ist, dass wir als Gesellschaft inklusive unserer Politiker durch die Corona Pandemie und die bereits sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels gelernt haben, unseren Wissenschaftler spätestens jetzt zuzuhören und zu vertrauen. 

Von den wirtschaftlich Verantwortlichen wünsche ich mir, dass sie Verantwortung für ihr Handeln übernehmen – auch für die Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Auf dem Nachhaltigkeitskongress der Süddeutschen Zeitung haben zwei Bekleidungsunternehmen dazu Stellung bezogen. Trigema und Vaude sehen in ihrem nachhaltigen Handeln nicht nur zusätzliche Kosten, sondern auch einen zukünftigen Wettbewerbsvorteil. Ganz sicher bin ich mir, dass auch ich als Konsumentin Verantwortung dafür übernehmen muss, wie viel Kleidung ich kaufe, wie und wo die Kleidung produziert wurde und unter welchen Bedingungen. In dem Artikel der SZ „Nicht nur Nächstenliebe“ habe ich gelernt, dass die globale Bekleidungsindustrie verantwortlich ist für 10 Prozent der weltweiten CO2 Emission. Natürlich ist es mir in den letzten eineinhalb Jahren, die ich zu 100 Prozent im Homeoffice verbracht habe, leicht gefallen mit weniger Kleidung auszukommen. Ich nehme mir vor, ein Stück dieser neuen Gewohnheit beizubehalten.

Einen letzten Gedanken, den ich geradezu revolutionär fand, lieferte mir Heribert Prantl, Autor und Kolumnist der SZ. Er fragt in seinem Artikel „Was die Natur braucht“, ob unsere Rechtsprechung so geändert werden müsste, dass man im Namen von Flüssen und Wäldern vor Gericht klagen kann. Juristisch betrachtet (Prantl ist selbst Jurist) würde das bedeuten, dass Elemente der Natur auch Rechtssubjekte sein können anstatt nur Rechtsobjekte. Bis jetzt ist es so, dass sich die Rechtssubjekte – also natürliche Personen oder juristische Personen wie Unternehmen – sich der Rechtsobjekte wie Häuser, Hunde, Autos, Wälder, Felder, Wild, etc. bedienen. Mit der Idee von Prantl würde die Natur aus der Einordnung befreit, dem Menschen und ihren Kapitalinteressen ausschließlich ein dienendes Objekt zu sein. Der Natur, der Erde, den Tieren und Pflanzen würde eine Stimme gegeben. Es bräuchte dann natürlich immer noch Menschen, die das Eigenrecht der Natur einklagen und durchsetzen. Prantl fordert also auch auf juristischer Ebene eine Promotion für unsere Lebensgrundlage, die Erde. Dahinter liegt die Erkenntnis, dass der Mensch der Erde gehört und nicht die Erde dem Menschen.

Im Kleinen und für jeden Einzelnen bedeutet das: Wenn wir unsere Lebensgrundlage schützen wollen, geht es nicht ohne Gewohnheiten zu ändern und Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Beim Thema Bekleidung und Lebensmittel bedeutet das, sich die Fragen zu stellen: Was kaufe ich wo und wieviel? Beim Thema Reisen und Mobilität bedeutet es, sich zu fragen: Mit welchem Verkehrsmittel reise ich, wie weit und wie viel?

Ok, ich gebe zu, jetzt ist es doch hier und da der erhobene Zeigefinger geworden. Doch das Thema ist (mir) zu wichtig, um es nicht in der gesellschaftlichen Debatte zu halten. Dafür nehme ich in Kauf, belehrend rüberzukommen... Und ja, ich nehme auch meine eigenen Gewohnheiten in den Augenschein, denn da gibt es noch sehr viel zu verbessern.

Abschlussgedanken zu einer nachhaltigen Arbeitswelt:
Mit welchem Ziel wirtschaften wir? Wem wollen wir dienen? Wen und was schließen wir in unseren "WIR" Gedanken mit ein? Unsere langfristige Zukunft ist unweigerlich mit dem Zustand unseres Planeten und aller seiner Bewohner:innen verknüpft. Wollen wir gemeinsam achtsam wirtschaften?

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


Lesetipps:


Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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