Reisen bildet...

Frisch nach meiner Sommerpause habe ich nach einem Thema für diesen Newsletter gesucht. Da die Eindrücke meiner letzten Reise noch so eindrücklich nachwirken, habe ich mich entschieden, einige dieser Eindrücke mit Euch zu teilen.

Unsere Familien-Reise begann in Boston (USA). Das Ziel dieser Reise stellte für mich auch deshalb etwas Besonderes da, weil ich, um meinen CO2-Footprint zu reduzieren, in den letzten 5 Jahren auf Flugreisen verzichtet hatte. Vor mir selbst habe ich den Flug mit dem Satz: „Reisen bildet.“ vertreten. Da sich in (bzw. in der Nähe von) Boston mindestens zwei namhafte Universitäten (Harvard und das MIT) befinden, dachte ich, Boston wäre ein guter Start für eine Bildungsreise…

Bildung beziehungsweise Erkenntnisse über Unterschiede haben sich sowohl in Boston als auch auf unserer Weiterreise durch einige Neuenglandstaaten ergeben. 
Wir haben erlebt, wie unglaublich teuer das Leben in den USA ist. Fürs Parken am Strand kann man schon einmal 30 US$ bezahlen, egal ob man sich nur eine Stunde oder den ganzen Tag aufhalten möchte. Ein Frühstück, von dem man einige Stunden satt ist, kostet für eine Familie von 4 Erwachsenen gerne über 100 US$. Für einen Museumsbesuch zu viert ist man mit 100 und 150 US$ dabei. Für uns war es eine einmalige Reise und nach ein paar Tagen hatten wir uns an die ‚glühende‘ Kreditkarte gewöhnt. Man könnte auch sagen, wir sind nach und nach abgestumpft. 
Dann aber haben wir uns versucht vorzustellen, wie sich Amerikaner bei diesen Preisen ein komfortables Leben ermöglichen können, wenn sie nicht gerade zu den Privilegierten gehören. Die Menschen, denen wir als Touristen in Supermärkten oder in Restaurants begegnet sind, bekommen abhängig davon, ob es sich um ein Trinkgeldjob oder Nicht-Trinkgeldjob handelt, einen Mindestlohn von 2,13 US$ bzw. 7,25 US$ (siehe Artikel der SZ). Weil wir natürlich nicht wissen konnten, was die Servicekraft, die einen gerade bedient, als Fixgehalt verdient, war es für uns sehr schwierig, eine gewissenhafte Entscheidung über ein angemessenes Trinkgeld zu treffen. 

Wir besuchten viele Orte, die die Siedlungsgeschichte der Engländer erzählten. Unter anderen sahen wir in Plymouth (Massachusetts) den Nachbau der Mayflower - ein Schiff, welches Siedler zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus England nach Cape Cod brachte. 
Durch Zufall entdeckten wir in Bath (Maine) ein kleines Museum, welches zu unserer Überraschung keinerlei Eintritt kostete. Ein sehr engagiertes Seniorenpaar erzählte uns viele spannende Geschichten und zeigte uns den Nachbau der Virginia. Die Virginia war das erste Segelschiff, das die Engländer vor Ort aus ausschließlich amerikanischen Rohstoffen bauten. Dieses kleine Museum stand nicht im Reiseführer und hat uns mal wieder gezeigt, dass man beim Herumschlendern ohne Ziel manchmal mehr sieht, als wenn man sich mit einer To-do-Liste auf den Weg macht. 

Aus meiner Sicht haben wir über die Geschichte der Native Americans zu wenig gelernt. Sie wurden zwar erwähnt: zum Beispiel erfuhren wir, dass die Siedler von ihnen lernten, wie man Mais anbaut. Außerdem lernten wir, dass die Siedler zu Beginn mit den Native Americans Handel betrieben, um überhaupt überleben zu können. Allerdings wurden uns die Geschehnisse der Unterdrückung und Vertreibung der Native Americans durch die europäischen Siedler, die sich nach den ersten freundlichen Begegnungen und wirtschaftlichen Beziehungen ereignet haben, nicht wirklich erzählt. Warum wohl? 

Alles in allem war es ein so beeindruckender Urlaub, dass ich noch immer nicht alle Erlebnisse verarbeitet habe. Auch weil die letzten vier Tage in New York alles bis dahin Erlebte zunächst einmal überdeckt haben. New York ist einfach unglaublich. Man muss es echt erlebt haben.

Fazit: Die Tatsache, dass ich an einem Ort selbst einmal war, hat bei mir schon immer dafür gesorgt, dass ich weitere Informationen und Artikel zu dem Ort intensiver aufnehme und damit besser mit meinen Annahmen und eigenen Wahrheiten verknüpfe: Stichwort „Reisen bildet.“
Und ein weiterer Effekt einer solchen Reise ist natürlich der bewusste oder unbewusste Vergleich mit dem Heimatort. Nach dieser Reise bin ich wieder einmal zu dem Schluss gekommen, dass hier bei uns in Deutschland im Vergleich vieles wirklich gut funktioniert und wir als Individuen gut sozial abgesichert sind. Was nicht heißt, dass – sobald die Reiseeindrücke ein wenig verblasst sind – ich nicht wieder genügend Kritik an Deutschland finden werde…

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


Lesetipps:


Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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