Räume, in denen wir arbeiten

Ich habe in meiner Berufslaufbahn schon in vielen verschiedenen Räumen gearbeitet. Anfangs als junge Arbeitnehmerin habe ich mir dazu noch nicht viele Gedanken gemacht. Es gab Einzelbüros, Zweier-Büros und Großraumbüros. Es war alles dabei. Erst als ich begonnen habe, Workshops zu moderieren, begann ich darauf zu achten, welchen Einfluss der jeweils verfügbare Meetingraum auf die Teilnehmer:innen und die Workshop-Ergebnisse hatte. 

Eine schlechte Erfahrung wurde zum Schlüsselerlebnis: ein viel zu enger Meetingraum mit fehlender Frischluftzufuhr und räumlicher Enge über mehrere Stunden führte regelrecht zu Aggressionen bei den Teilnehmern. Hier waren die Zusammenhänge nicht nur für mich offensichtlich. Schließlich zweifelt niemand daran, dass man genügend Sauerstoff benötigt, um zu denken, und der Platz mindestens so großzügig sein sollte, dass man sich beim ‚Flipchartaufhängen‘ keine blauen Flecken holt. 

Aber es sind auch feinere Aspekte wichtig, die wir lange Jahre - mit dem Verweis auf die Professionalität aller Beteiligten - beiseitegeschoben hatten. Inzwischen ist es von Psychologen belegt, dass Menschen zum Denken die Außenwelt mit einbeziehen und Denken nicht ausschließlich ein innerer Prozess ist. Ich beziehe mich hier auf die Extended Mind Theory, deren Erkenntnisse Annie Murphy Paul im Jahr 2021 in ihrem Buch ‘The Extended Mind – The Power of thinking Outside the Brain’ zusammengefasst hat.

Das bedeutet zum einen, dass wir den Raum um uns herum wahrnehmen und dieser unseren Denkprozess unterstützt oder auch behindert, je nachdem wie er beschaffen ist. Zum anderen bedeutet es, dass wir die Menschen um uns herum wahrnehmen, und somit nicht nur die Interaktion mit diesen Menschen, sondern auch in welcher Beziehung wir zu ihnen stehen, unser Denken beeinflusst. Außerdem unterstützen Hilfsmittel unser Denken erheblich. Dazu zählen unter anderem: Notizen, Visualisierungen und Prototypen. Nicht umsonst bezeichnen die Design Thinker Prototypen auch als ‚Mit den Händen denken‘!

Übersetzen wir das in die ideale Beschaffenheit eines Workshopraums, in dem Neues, Nützliches und Inspirierendes entstehen soll, dann sollten wir auf Folgendes achten:

  • Von Tageslicht durchflutet, am besten mit Blick nach draußen
  • Großzügig bezogen auf die Raumgröße
  • Mit Grünpflanzen versehen, die die Natur simulieren
  • Sicher, im Sinne von abgeschirmt von anderen, die nicht Teilnehmer:innen des Workshops sind
  • Funktional, das heißt alle Mittel und Tools bereithalten, die benötigt werden: stabile Flipcharts, stabile Metaplanwände, funktionierende Stifte, usw.
  • Nur die Möbel enthalten, die auch benötigt werden und eine sinnvolle Funktion haben – trotzdem dürfen sie schön sein! Mit anderen Worten: zu bequeme Sitzsäcke sind genauso ungeeignet wie unbequeme Holzbänke. Zu viele Tische stören meist, weil sie unnötige Distanz erzeugen.


Es hat sich viel getan in den letzten Jahren hin zu Arbeitsräumen, die inspirieren und gleichzeitig Sicherheit bieten. Aber es gibt noch allzu oft ungeeignete Räumlichkeiten, sei es in Konferenzräumen von Unternehmen, die noch immer mit der Boardmeeting-Architektur vorrangig auf Distanz setzen, oder auch Co-Working Spaces, in denen für individuelles konzentriertes Arbeiten oft nicht genug sichere und abgeschiedene Räume geboten werden.

In ihrem Artikel ‚Warum wir geeignete Räume zum Denken brauchen‘ aus der Ausgabe #16 des Magazins Neue Narrative gibt die Autorin Emma Marx die Empfehlung den persönlichen Arbeitsplatz zu individualisieren. Denn durch die Individualisierung entsteht für uns ein Gefühl der Kontrolle und somit der Sicherheit. Das ist wiederum die Voraussetzung für eine gute Konzentration. Hier wird deutlich, dass das vor Jahren in vielen Unternehmen eingeführte Konzept des ‚Hot-Deskings‘ (jede Person sucht sich jeden Tag einen neuen Schreibtisch aus) dem ungestörten Denken alles andere als förderlich war.

Was mir wichtig ist: Ich möchte dafür sensibilisieren, dass es ganz und gar nicht egal ist, wo wir arbeiten. Wir sollten einen gewissen Aufwand betreiben, unsere Arbeitsumgebung gut einzurichten, sei es im Home-Office, im Büro oder auch im Workshop-Raum. Die (Denk-) Ergebnisse werden uns dafür belohnen.

In eigener Sache: Ab diesem Jahr erscheint mein Newsletter alle drei Wochen anstatt alle zwei Wochen. So kann ich sicherstellen, dass ich neben meinen Kundenprojekten, meiner Arbeit in der Familie und ehrenamtlichen Tätigkeiten ausreichend Zeit finde, um für Euch inspirierende Impulse zu geben.

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


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Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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