Kennt Ihr auch diese Momente, in denen Ihr Euch fragt, bin ich eigentlich im richtigen Job? Es sind häufig Momente, in denen irgendetwas vorgefallen ist, das Euch wirklich geärgert hat. Oder ein langer Arbeitstag geht zu Ende und Ihr fragt Euch, warum Ihr Euch so erschöpft fühlt. Das können Eintagsfliegen sein (also einmalige und seltene Momente). Aber was bedeutet es, wenn das nicht nur einmal in der Woche vorkommt, sondern deutlich häufiger?
Es könnte sein, dass Eure persönlichen Bedürfnisse, Stärken und Interessen keine besonders große Überlappung mit Eurem Job (mehr) haben. Wie kann bzw. konnte es dazu kommen? Das kann viele Gründe haben: entweder Ihr habt bei der Job-Wahl nicht besonders gut hingeschaut, oder ihr hattet zum gegebenen Zeitpunkt nicht wirklich die Wahl, oder aber Ihr kennt Euch einfach nicht besonders gut selbst. Sehr viel wahrscheinlicher ist allerdings folgendes Szenario: Euer Job oder die Organisation, für die Ihr arbeitet, hat sich über die Monate und Jahre verändert und Ihr habt es Euch noch nicht richtig bewusst gemacht. Natürlich ist ein weiteres mögliches Szenario, dass Ihr Euch verändert habt. Ursachen dafür könnten Veränderungen im privaten Umfeld, eigene Werteverschiebungen oder einfach mehr Lebenserfahrung sein.
Oft suchen wir den Job vor allem nach unseren Kern-Kompetenzen aus: was können wir gut, worin haben wir Weiterbildungen und viel Erfahrung. Das ist schon einmal ein guter Anfang. Aber was ist mit anderen wichtigen Aspekten, die zu einer guten Passung von Person und Job dazugehören, wie:
- Persönliche Werte und Grundüberzeugungen
- Arbeitsbedingungen wie Homeoffice, Präsenzpflicht, Arbeitszeiten, Reisezeiten
- Geographischer Einsatzort – wo möchte ich leben?
- Persönliche Interessen und deren Übereinstimmung mit dem Industriezweig, in dem ich arbeite
- Menschen, mit denen ich arbeiten möchte: brauche ich eine Altersmischung, ist mir ein besonderer Umgangston wichtig, usw.
Mit einer einfachen aber ehrlichen Selbstreflektion lassen sich die Punkte 2 bis 5 ganz gut auf die aktuelle Stimmigkeit zwischen den eigenen Wünschen und der Ist-Situation im Job abprüfen. Der Punkt 1 ‚Persönliche Werte und Grundüberzeugungen‘ ist aus meiner Sicht der komplexeste.
Eine gute Hilfestellung zu diesem Thema gibt die Übung ‚Moving Motivators‘ von Jurgen Appelo. Die Moving Motivators beschreiben 10 Grundüberzeugungen, die für eine Person wichtiger oder unwichtiger sind:
- Anerkennung
- Wissbegierde
- Freiheit
- Status
- Sinnerfüllung
- Ehre
- Perfektionierung
- Ordnung
- Einfluss und
- Verbundenheit
Sortiert man diese 10 intrinsischen Motivatoren nach Wichtigkeit für sich selbst (zum Beispiel von links nach rechts: wobei links weniger wichtig und rechts wichtig bedeutet) und verschiebt sie dann nach oben, wenn man diese in seinem aktuellen oder angebotenen Job stark leben kann, und nach unten, wenn man sie wenig bis gar nicht leben kann, dann bekommt man einen sehr guten Hinweis, inwieweit der Job zu seinem eigenen Wertegerüst passt bzw. passen wird.
Nun, wie sieht es nach dieser Kurzanalyse mit der Stimmigkeit der eigenen Bedürfnisse und den Gegebenheiten des aktuellen oder angebotenen Jobs aus? Führt man diesen Abgleich in regelmäßigen Abständen (z.B. 2 x jährlich) durch, kann man sich eine ‚Genervtheit‘ mit dem aktuellen Job ersparen.
Achtung: Die wichtige Haltung vor der Analyse ist die Ergebnisoffenheit. Denn natürlich kann das Ergebnis sein, dass die Passung mit dem aktuellen Job zu gering ist. Und das bedeutet Veränderung…
Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren