Vielleicht liegt es an der herbstlichen Stimmung, dass meine Kundinnen und Kunden mich wieder öfter um Online-Formate bitten. Oder sie sind einfach weitsichtig und haben Erkältungswellen und Corona-Infektionen einkalkuliert und sich deshalb für Online-Meetings und -Workshops entschieden.
Somit muss auch ich mir wieder in Erinnerung rufen „Was macht gute Online-Meetings aus?“ bzw. „Was sollte man im Online-Format lieber lassen?“.
Hier meine Gedankenstütze zu den DOS:
- Jede Person aktivieren, indem sie gleich zu Beginn etwas sagt (Check-in)
- Interaktionen schaffen: a) Bei Gruppen mit mehr als 6 Teilnehmer:innen Kleingruppen-Arbeit einbauen; b) In Runden sprechen, damit jede Perspektive gehört wird; c) Visuell Arbeiten entweder im Chat, auf einem digitalen Whiteboard oder mit einem Umfragetool wie Mentimeter
- Persönlichen Austausch ermöglichen
- Abwechslung bieten
- Ausreichend Pausen gewährleisten (etwa alle 60 Minuten)
- Abschluss über einen Check-out, sodass jede Person auch zum Ende noch einmal einen Gedanken loswerden kann
Das Thema 3. „Persönlichen Austausch ermöglichen“ ist mir im digitalen Raum besonders wichtig, da das gemeinsame Laufen zum Meeting-Raum genauso entfällt wie die zufälligen Treffen in der Kaffeeküche. Hierfür nutze ich mehrere Möglichkeiten, die nicht sehr viel Zeit in Anspruch nehmen müssen. Beispiele sind:
- Den 10-minütigen Check-in mit ein bis zwei persönlichen Fragen ganz zu Beginn des Meetings in Kleingruppen von 3 Personen durchführen: Wie geht es Dir heute? Was war Dein High-, was Dein Low-Light in der letzten Woche? Oder: Was möchtest Du teilen? Was beschäftigt Dich gerade?
- Jede Person zeigt über das Teilen des eigenen Bildschirms ein Foto von ihrem Zuhause, ihrem letzten Urlaub oder ihrem Lieblingsort.
- Alternativ könnten die Teilnehmer:innen ihren Geburtsort auf Google Maps zeigen und sagen, wie lange sie dort gelebt haben.
- Eine weitere Möglichkeit wäre, den Filter der Kamera rauszunehmen und sein aktuelles Umfeld zu zeigen und dazu einen oder zwei Sätze zu erzählen.
Der Aspekt 4. „Abwechslung bieten“ sollte vor allem im digitalen Raum bei der Moderation einen hohen Stellenwert einnehmen. Nichts ist ermüdender als eintönige Online-Meetings, die sich über den Tag aneinanderreihen. Hier wird jedes Meeting, dass nur einen frischen oder neuen Impuls enthält, positiv herausstechen. Folgende Dinge habe ich als Moderatorin selbst schon genutzt:
- Allen Teilnehmer:innen eine thematische Frage oder Aussage mitgeben und sie für 3 bis 7 Minuten wegschicken, um darüber nachzudenken. Alle machen die Kamera und den Ton aus und sind dann mal weg.
- Eine Meditation oder ein kleine Dehnungsübung von 2 bis 3 Minuten anbieten.
- Zur Auflockerung 3 bis 5 ‚Ja-Nein-Fragen‘ heraussuchen. Die Anweisung geben, alle Kameras auszumachen, und dann nacheinander die jeweilige Frage stellen. Die Teilnehmer:innen schalten die Kamera ein, wenn sie „Ja“ antworten möchten, oder lassen sie aus, wenn sie mit „Nein“ antworten möchten. Beispiele für die Fragen könnten sein: Warst Du schon einmal in Asien? Hast Du Deinen Arbeitgeber schon öfter als 2x gewechselt? Liebst Du den Sommer? Etc.
Was ich andererseits als Moderatorin versuche zu vermeiden sind folgende DON‘TS:
- Vorträge länger als 15 Minuten halten oder zulassen
- Ganztägige Online-Workshops
- Ausgeschaltete Kameras
Die offensichtlichen DOS für gute Meetings wie Einladung, Agenda, Anwesenheit einer Moderator:in, die richtigen Teilnehmer:innen, funktionierende Technik usw. könnt Ihr in meinem Newsletter vom 13.01.2021 nachlesen.
Zum Schluss: Ich bevorzuge den Bewegungsraum, die Haptik und die Intensität der Begegnungen in Präsenz. Gleichzeitig weiß ich die gesparten Ressourcen und Kosten sowie die Bequemlichkeit für mich und die Teilnehmer:innen, bei Online Meetings nicht reisen zu müssen, sehr zu schätzen. In der Konsequenz heiße ich jede Begegnung willkommen, egal ob in Präsenz oder online!
Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren