Kann ein Team überhaupt Verantwortung übernehmen?

In meinem letzten Newsletter bin ich auf die These „Gute Teamarbeit ist ein Wettbewerbsvorteil“ eingegangen. Angelehnt an Patrick Lencioni habe ich die fünf Eigenschaften eines wirksamen Teams angeführt: Vertrauen, Konfliktfähigkeit, Engagement, Verantwortung und Ergebnisorientierung. Während ich vor zwei Wochen vor allem auf den Aspekt des auf Verletzlichkeit basierenden Vertrauens eingegangen bin, möchte ich heute tiefer in das Thema Team-Verantwortung schauen.

Ist das überhaupt möglich? Kann ein Team Verantwortung übernehmen? Die agile Bewegung hat diese Frage schon vor Jahrzehnten mit „Ja“ beantwortet. 

Team-Verantwortung funktioniert, weil die gemeinsam übertragene Verantwortung eine Art Gruppendruck erzeugt und damit den Wunsch, die anderen Teammitglieder nicht im Stich zu lassen. Die Wirkung des Gruppendrucks ist nach meiner Erfahrung sogar deutlich stärker als potenzielles Lob oder mögliche Strafe durch die Führungskraft.

Um gemeinsam eine hohe Qualität bei der Arbeit abzuliefern, beobachten sich die Teammitglieder automatisch (manchmal auch unbewusst) gegenseitig. Somit fällt sofort auf, wenn etwas nicht so läuft wie es sollte. Was allerdings nicht automatisch passiert, ist, sich gegenseitig zu der Beobachtung konstruktives Feedback zu geben oder Störungen zeitnah anzusprechen. Führungskräfte oder Agile Coaches sind aus meiner Sicht in der Pflicht die Mitarbeiter dazu zu befähigen, sich untereinander konstruktives Feedback zu geben. Selbstverständlich sollten Coaches - damit meine ich auch Führungskräfte - das Geben von Feedback selbst vorleben. Sie müssen Verhalten, welches dem Team-Ergebnis schadet, offen ansprechen. Sieht man an dieser Stelle zuallererst die Hilfe, die man dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin gibt, sich zu verbessern, anstatt die Kritik, die man ausspricht, fällt es gleich viel leichter, beobachtetes schädliches Verhalten sorgsam anzubringen.

Hierin steckt der Gedanke, dass ein Team nur dann gemeinsam Verantwortung übernehmen kann, wenn es konfliktfähig ist. Konfliktfähigkeit bezieht sich aus meiner Sicht auf zwei Ebenen: 

  1. Das zeitnahe Klären von Störungen auf der Beziehungsebene ausgelöst durch individuelles Verhalten. 
  2. Das konstruktive Streiten auf der Sachebene mit dem Ziel die beste Lösung für das Thema zu finden, ohne dass persönliche Befindlichkeiten eine Rolle spielen.


Der Vollständigkeit halber möchte ich noch weitere Voraussetzungen nennen, die erfüllt sein müssen, damit ein Team Verantwortung übernehmen kann:

  • Transparenz über die gemeinsame Arbeit 
  • Zugang zu allen (relevanten) Informationen
  • Fähigkeiten und Fertigkeiten, um die Arbeiten verrichten zu können
  • Kenntnisse zu Gruppen-Entscheidungsverfahren über Mehrheitsabstimmungen hinaus. Denn es ist wichtig, dass alle Teammitglieder die getroffenen Entscheidungen mittragen können, sonst wird das mit der gemeinsamen Verantwortung nichts
  • Das Team muss in der Lage sein, seine Arbeit selbst zu organisieren, sei es über Agile Boards, Rollendefinitionen, Abstimmungsmeetings, etc.


Diese letztgenannten Aspekte sind für agile Teams meistens selbstverständlich – der zuvor angeführte Aspekt der Konfliktfähigkeit allerdings nicht immer. Deshalb sollten Führungskräfte und Agile Coaches darauf ein besonderes Augenmerk legen. 

Mein Fazit: Um ein wirksames Team entstehen zu lassen, muss dem Team Verantwortung übertragen werden. Unterstützung braucht ein Team vor allem dabei, seine Konfliktfähigkeit zu stärken. Denn übertriebene Harmonie und Gleichförmigkeit hat noch nie zu Innovationen geführt!

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


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Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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