Die perfekte Lösung für ein Problem, gibt es die überhaupt?

Oft wünschen wir uns die eine perfekte Lösung für unser Problem. Und als mathematisch und ingenieurwissenschaftlich ausgebildete Person finde ich diesen Wunsch auch ganz legitim.

Nur (leider) sind die Probleme, die uns in unserem Unternehmensalltag begegnen oft nicht mathematischer oder naturwissenschaftlicher Art: das einfache Ursache-Wirkungsprinzip greift nicht. Wir können meistens nicht vorhersagen, welche Wirkung ein Verhalten von uns oder eine Maßnahme bewirkt. Wir haben es mit Menschen, mit Systemen - ja mit Organismen zu tun. Und wenn wir ehrlich zu uns sind, wissen wir bereits, dass wir diese Systeme nicht berechnen können – es handelt sich nicht um mathematische Gleichungen...

Was können wir also tun, wenn die Welt so einfach nicht ist?

Aus meiner Sicht bleibt uns nur der eine Weg - nämlich anzuerkennen, dass unser Unternehmen, unsere Organisation oder unser Team ein lebendiger Organismus also ein System ist. Die agile Bewegung rund um Scrum und Kanban referenziert von Beginn an auf den systemischen Ansatz. Mit der systemischen Sichtweise ergeben sich 3 weitere Lösungsansätze zu dem wissenschaftlich kausalen Ansatz von Ursache und Wirkung.

  1. Die Regelkreislogik: unter der Annahme, dass wir alle zueinander in Wechselwirkung stehen, suche ich den Lösungsansatz für ein „Fehl-Verhalten“ eines Kollegen oder Mitarbeiters, welches aus meiner Sicht für ein Problem sorgt, in meinem eigenen Verhalten oder meiner eigenen Kommunikation. Vereinfacht gesprochen heißt das: wenn ich anders kommuniziere, z.B. statt bestimmend kollegial, dann ist das für meinen Kollegen unerwartet und er wird wiederum sein Verhalten automatisch anpassen. Ob das zu dem gewünschten Ergebnis führt, kann ich im Voraus nicht wissen, aber es wird zu einer Veränderung führen und diese kann ich mit meiner agilen Haltung beobachten und danach entscheiden, ob das Ergebnis eine Verbesserung der Situation darstellt oder nicht. Ich suche also die Lösung des Problems in mir und suche sie nicht bei meinem Gegenüber.
  2. Die Wahrnehmungslogik: im systemischen Ansatz geht man davon aus, dass es nicht die eine Wahrheit gibt, somit auch nicht die eine perfekte Lösung. Jede Person hat ihre eigene Wirklichkeitskonstruktion basierend auf ihrem Erfahrungsschatz, persönlichen Wertesystem, ihrem Status usw. Eine Lösungsfindung für ein Problem kann dadurch geschehen, indem andere Perspektiven betrachtet werden. Dabei verändert sich automatisch die eigene Wirklichkeitskonstruktion, da sie durch weitere Perspektiven angereichert wurde. Somit kann es passieren, dass ein Problem völlig verschwindet, kleiner wird oder sich neue Lösungsansätze ergeben.
  3. Der lösungsorientierte Ansatz nach Steve de Shazer schenkt dem Problem an sich so gut wie keine Aufmerksamkeit: anstatt sich mit der aufwendigen Analyse des Problems zu beschäftigen, springt der lösungsorientierte Ansatz direkt in die Situation, in der das Problem gelöst ist. Man beginnt mit dem Satz: 'Stell Dir vor, Du wachst auf und Dein Problem ist gelöst' und fährt fort mit: 'Was wäre anders? Wie fühlt sich die Situation an, in der das Problem vollständig gelöst ist? Woran merkt man zuerst, dass das Problem gelöst wurde? Was ist noch anders?' Zusätzlich kann ein Blick in die Vergangenheit helfen, um Indizien zu bekommen, wie eine Lösung aussehen kann: 'In welcher Situation war das Problem schon mal weniger präsent? Was war dort anders? Was müsste man tun, damit das wieder geschieht?


Gerade mit dem dritten, dem lösungsorientierten Ansatz, hatte ich erst kürzlich ein 'Aha'-Erlebnis. In einer Situation, die für mich sehr komplex und undurchsichtig war, half mir die Konzentration auf die Lösung enorm. Bei dem Blick nach vorn, in den Lösungsraum, unterstützte mich eine liebe Kollegin aus meiner Coaching-Weiterbildung mit den richtigen Fragen. Natürlich hatte ich zuvor nach den mir bekannten alten Mustern gestartet und bereits viel Zeit darauf verbracht, das Problem zu analysieren. Es brachte mir nur keine Klarheit. Ich durfte also feststellen, manchmal können Probleme komplex sein, die Lösung muss es aber nicht sein.

Nachtrag: Diese soeben beschriebenen Zusammenhänge haben sich für mich in den letzten Monaten in meiner Coaching Ausbildung am ISB erschlossen. Meine Motivation für die Ausbildung war es, mir mein Arbeitsleben zu erleichtern und mir mehr Handwerkszeug zuzulegen, um in problematischen Team-Situationen besser agieren zu können. Das hier erläuterte Beispiel der drei ergänzenden Lösungsansätze durch den systemischen Ansatz zeigen ist mir, dass das zum Teil bereits gelungen ist. Natürlich möchte ich mit diesem ergänzenden Werkzeug auch den von mir unterstützten Team schnellere und noch zielführendere Hilfe geben können.

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


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Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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