Agile Werte in Krisenzeiten

Agiles Arbeiten wurde eingeführt, um Projekte, die mit vielen Veränderungen und immer wieder neuen Anforderungen konfrontiert werden, erfolgreich und für die Anwender nutzenstiftend zu Ende zu bringen (umzusetzen).

Genau in so einer Situation befinden wir uns gerade: aufgrund von immer neuen und wiederkehrenden Krisen, muss fast jede Organisation kontinuierlich Anpassungen vornehmen und damit verbunden - viel häufiger als zuvor - Entscheidungen treffen. Unsicherheit und Nichtplanbarkeit sind die Regel geworden!

Die agilen Werte Selbstverpflichtung, Mut, Fokus, Offenheit und Respekt helfen Organisationen dabei, mit dieser Situation bestmöglich umzugehen. Warum?

Selbstverpflichtung bedeutet, dass die Mitarbeiter oder Individuen einer Organisation verantwortlich sind für das, was sie tun, und für das, was sie nicht tun (also auch für das, was sie sehen). Wegschauen gibt es nicht! Jede Person verpflichtet sich, selbst einzugreifen oder Dinge zumindest anzusprechen und dafür zu sorgen, dass das Notwendige passiert. Diese Selbstverpflichtung gilt auf einer persönlichen aber vor allem auch auf der Teamebene. Niemand wird allein gelassen! Damit liegt die Verantwortung für das ‚Richtige‘ in einer Krisensituation niemals nur auf den Schultern einer einzelnen Person oder Führungskraft.

Mut ist bereits für das Verwirklichen des Wertes Selbstverpflichtung erforderlich. Mut bedeutet hinzuschauen und Missstände anzusprechen. Mut ist auch erforderlich, um Menschen im Kollegium Hilfe anzubieten – auch der Führungskraft. Mut wird benötigt, um Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. Dass das ein Vorteil in Krisenzeiten ist, liegt auf der Hand, denn das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Organisation gelähmt wird, weil aufgrund von Unsicherheit nichts mehr entschieden wird.

Fokus oder auch Kundenfokus hat immer eine hohe Relevanz. Aber gerade in Krisenzeiten bleibt nicht viel Zeit für Unwesentliches. Hier ist es essenziell, wenn sich das Kollegium besinnt auf Fragen wie: wem dienen wir, wofür sind wir hier, wer braucht uns jetzt am dringendsten, oder ist es gar sinnvoll, wenn wir unseren Fokus aufgrund der Krise neu definieren? Weiter machen wie bisher ist in schwierigen Zeiten vielleicht nicht immer der beste Fokus. Aber auch Aktivitäten, die die Zusammenarbeit im Team verbessern, können im Fokus stehen, wenn das Team danach gestärkt und effektiver sein Ziel verfolgen kann.

Offenheit schafft Transparenz und Vertrauen. Damit Selbstverpflichtung gelebt werden kann, brauchen die Teammitglieder die volle Transparenz, wofür sie sich verpflichten bzw. wofür sie Verantwortung übernehmen. Niemand kauft die Katze im Sack. Wenn ein Unternehmen Verantwortung verteilen möchte, muss es auch Wissen verteilen. Auch um viele Personen in Entscheidungsprozesse einzubinden, mit dem Ziel das Wissen von vielen (Schwarmintelligenz) zu nutzen, benötigen alle Beteiligten maximale Transparenz über Zahlen, Daten und Fakten. Uwe Raschke, lange Jahre Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH, sagte 2017 auf einer Konferenz: „Mindestens 99 % der Inhalte, die wir auf Vorstandsebene besprechen, können wir für alle offenlegen.“ Diese Aussage gilt aus meiner Sicht vor allem auch in Krisenzeiten.

Wir sprechen hier über Werte. Das geht nicht ohne Respekt! Respekt heißt auf Augenhöhe miteinander interagieren. Dahinter liegt die Überzeugung, dass kein Mensch besser oder schlechter ist als der andere! Agilität und alle vorab genannten Werte funktionieren nur mit dieser Grundhaltung. Das Wissen, die Erfahrung, die Herkunft, das Alter oder die Jugend, der Familienstand, die Interessen jedes einzelnen liefern dem Team bzw. der Organisation immer einen Mehrwert. Und hier kommen wir wieder zurück zu den Werten Selbstverpflichtung und Mut: Zollt ein Teammitglied oder die Führungskraft dem anderen keinen Respekt, ist es die Verantwortung aller anderen das aufzuzeigen und anzusprechen. Nicht vergessen: Wegschauen gibt es nicht! 

Einigt sich ein Team oder eine Organisation auf die agilen Werte, muss die Implementierung derer regelmäßig überprüft werden. Das agile Framework Scrum nutzt dafür die Retrospektive. Das ist ein Meeting, dass nur dazu da ist, die Zusammenarbeit im Team gemeinsam zu überprüfen. Und dieses Meeting ist wichtig, auch wenn es scheint, dass für solch einen ‚Blick nach innen‘ überhaupt keine Zeit ist! Denn arbeitet eine Organisation regelmäßig an seinen Werten und einer guten Zusammenarbeit, macht genau das den Unterschied aus, welcher sich darin zeigt, dass diese Unternehmen vor allem in Krisen robuster sind.

Mein Fazit: Werdet agil! Wenn nicht jetzt, wann dann?

Dieser Text erschien zuerst in meinem Newsletter „Innovation am Mittwoch“. Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch – Hier können Sie ihn abonnieren


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Andrea SchmittInnovationstrainerinAm Mittelpfad 24a65520 Bad Camberg+49 64 34-905 997+49 175 5196446
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