Es geht darum, sich im Ungewissen zurechtzufinden. Mit unserer jetzigen Situation hat niemand Erfahrung, auf die er oder sie zurückgreifen kann. Alle arbeiten mit Annahmen und es geht darum, so schnell als möglich herauszufinden, ob diese Annahmen richtig sind. Es wird ständig überprüft, ob Maßnahmen, die ausprobiert werden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, greifen und falls nicht diese zu verwerfen und etwas anderes auszuprobieren. Agiler als jetzt kann die Welt nicht werden!
Ich würde mir wünschen, dass wir auch nach der Krise unser Zusammenleben und Zusammenarbeiten so gestalten, dass wir iterativ und partizipativ vorgehen: Entscheidungen delegieren auf Gruppen von Kollegen, Experten oder Menschen, die sich für ein Thema berufen fühlen, anstatt streng hierarchisch vorzugehen. So erhöhen wir die Chance in Krisen anpassungsfähiger zu werden oder Krisen gar zu vermeiden, wenn alle Stimmen rechtzeitig Gehör finden.
Es ist ein Ammenmärchen, dass Entscheidungen, die auf Teams delegiert werden, langsamer oder unqualifizierter sein müssen. Mit ausreichender Kenntnis von verschiedenen Entscheidungswerkzeugen und der strikten Trennung von Diskussionsrunden und Entscheidungsrunden, kann man im Team sehr effizient und qualifiziert Entscheidungen treffen. Entscheidungsverfahren reichen von einer einfachen Mehrheitsentscheidung über den konsultativer Einzelentscheid (eine Person wird benannt und trifft die Entscheidung für alle nachdem sie zuvor einige wenige Kollegen befragt hat) bis hin zum systemischen Konsensieren (kein Teammitglied hat einen schwerwiegenden Einwand).
Um Überforderung zu vermeiden, müssen wir Selbstorganisations-Kompetenzen im Team schrittweise aufbauen. Das erfordert ein achtsames Vorgehen, Zeit und Ausdauer. Meiner Überzeugung nach lohnt sich der Weg und liefert uns als Ergebnis anpassungsfähige Organisationen, die für Krisen bestens gerüstet sind.